Am Freitag fand die Abschlussfeier des Projekts „Förderung von Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf in Ausbildung und Beruf“ im St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus statt. Gemeinsam mit der Ökumenischen Sozialstation Ludwigshafen, dem Caritas-Altenzentrum St. Josefspflege, der Evangelische Altenhilfe Ludwigshafen: Alten- und Pflegeheim Gartenstadt, sowie den Partnern Agentur für Arbeit, Jobcenter, AAW und CJD wurden Flüchtlinge und Migranten erfolgreich für den Start einer Pflegeausbildung qualifiziert. Die Teilnehmer profitierten dabei von einer Mischung aus Praxis und Theorie.
Zwölf fertige Teilnehmer konnten von Rita Schwahn, Leitung Pflegemanagement St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus, und der Projektverantwortlichen Michele Berger Glückwünsche, Blumen und ihre Abschlussurkunden entgegen nehmen. Viel haben die Absolventen aus dem Iran, Syrien, Nigeria, Bosnien/Herzegowina, Polen, Eritrea und der Türkei seit dem Start im vergangenen Mai erlebt und geleistet. Für sie alle bedeute das Gemeinschaftsprojekt zur Integration durch Qualifikation in der Pflege, einen wichtigen Schritt in die Zukunft, betonen sie.
Aus dem aktuellen Kurs starten drei die einjährige Ausbildung und drei die dreijährige Gesundheits- und Krankenpflege-Ausbildung an der Pflegeschule des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses. Zwei Teilnehmer sind ebenfalls bereits für die dreijährige Gesundheits- und Krankenpflege-Ausbildung vorgemerkt. Ein weiterer Teilnehmer orientiert sich in Richtung Altenpflegeausbildung.
Erfolgreicher Weg in die Pflegeausbildung
„Gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wichtiger Garant für eine menschliche und der Situation angemessene Pflege. Gleichzeitig besteht mit den Migranten ein Zuwachs an jungen Menschen mit unterschiedlicher Bildung, sehr verschiedenen Qualifikationen und kulturellen Hintergründen, die neue Lebensperspektiven suchen und sich aktiv in die Gesellschaft integrieren wollen“, erklärte Rita Schwahn, vom Pflegemanagement des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus, den Hintergrund des von ihr initiierten Projekts. „Es gibt einen Mangel an qualifizierten Kräften in der Pflege in der Metropolregion Rhein-Neckar. Offene Stellen können nicht mehr oder nur mit großem Aufwand und zeitverzögert besetzt werden“, ergänzte Marcus Wiechmann, Geschäftsführer der St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH, Träger Krankenhauses. Für ihn und seine Mitarbeiter ein wichtiger Grund, sich in diesem Feld zu engagieren. Integration sei für die Ludwigshafener Klinik aber schon viele Jahre großes Anliegen. Froh sind beide auch über das große Interesse der anderen Kooperationspartner, die die qualitative Vorbereitung, die aufwendige Auswahl der Teilnehmenden, den Start und den inzwischen dritten Kurs möglich machten. Projektstart und die Kurse 2016 und 2017 waren nur durch die Unterstützung der BASF machbar. Nach Konzeptänderung 2018 konnte eine Finanzierung ohne zusätzliche Spendengelder gesichert werden, so die Verantwortlichen.
Kooperation verschiedener Träger wichtige Chance
„Der Verlauf des Projektes zeigt, dass wir bei unserer Zielgruppe interessierte und geeignete Menschen finden, die an einer beruflichen Zukunft in der Pflege interessiert sind“, freute sich Schwahn über den Erfolg. Der jetzige Kurs schließt nach fast achtmonatigem Praxiseinsatz mit zusätzlichem Theorie- und Sprachunterricht ab: „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit den verschiedenen Einsatzorten im Krankenhaus, im ambulanten Bereich und in der Altenpflege gemacht“, berichtete die Verantwortliche Michele Berger, die die Teilnehmer in den letzten acht Monaten intensiv begleitet hat. „Durch die Kooperation mit der Ökumenischen Sozialstation Ludwigshafen, dem Caritas-Altenzentrum St. Josefspflege und der Evangelische Altenhilfe Ludwigshafen: Alten- und Pflegeheim Gartenstadt im aktuellen Kurs, gab es die Chance den Einblick in die unterschiedlichen Bereiche der Pflege für die Teilnehmer zu erweitern. Die Zusammenarbeit war sehr konstruktiv und professionell und für alle Beteiligte bereichernd“, betonte Rita Schwahn.
Mut und Engagement der Teilenehmenden
„Egal welchen Weg der Einzelne jetzt gehen wird, eines haben sie alle gemeinsam. Sie haben viel Mut und Engagement gezeigt. Sie haben erlebt, dass sie akzeptiert, anerkannt und gebraucht werden. Und sie haben bewiesen, dass es egal ist woher jemand kommt, solange an einem gemeinsamen Ziel gearbeitet und festgehalten wird“, lobte Berger die Absolventen. „Die Praktikanten konnten sich durch den jeweiligen Unterricht sprachlich und fachlich weiterentwickeln und dies dann in der Praxis umsetzen. Sie meisterten mit deutschsprachigen Kollegen ihren Alltag, was ebenfalls entscheidend zu ihren Sprachkenntnissen beitrug“, schilderte sie. Die 32-Jährige vertiefte unter anderem im Unterricht Gelerntes am Patientenbett. Ihre enge Betreuung der Projektteilnehmer war ein wesentlicher Baustein dafür, dass die Projektteilnehmer ihr Praktikum im Alltag gut absolvieren konnten. Gefragt war sie auch, wenn es durch kulturelle Verschiedenheiten zu Missverständnissen kam. Der Ausbildungsweg war für viele Teilnehmer neu. Dazu kamen Traumatisierungen durch Flucht- und Kriegserfahrungen. Die Organisation von Kinderbetreuung, lange Anfahrtswege oder kulturbedingt andere Rollenverhältnisse waren besondere Herausforderungen für weibliche Teilnehmerinnen.
Projekt „Förderung von Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf in Ausbildung und Beruf“ konkret
- März 2019: Abschluss dritter Kurs mit Teilnehmenden aus verschiedensten Herkunftsländern.
- Der erste Kurs startete im Juni 2016. Sechs Monate praktischer Einsatz und Theorieausbildung im St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus folgten.
- Der zweite Kurs fand von Juli bis Dezember 2017 ebenfalls mit praktischem Einsatz und Theorieausbildung im St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus statt.
- Für den dritten Kurs wurde das Konzept verändert: Vor den praktischen Einsatz wurden ein Sprach- und ein Theorieblock gesetzt. Danach waren die Teilnehmer jeden Tag vier Stunden auf verschiedenen Stationen des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses, in der Ökumenischen Sozialstation Ludwigshafen, der Evangelischen Altenhilfe (Herxheimer Straße) und dem Caritas-Altenpflegezentrum St. Josefspflege eingesetzt. - Durch den Bildungsträger AAW gab es für alle drei Kurse an drei Nachmittagen theoretischen Unterricht, an zwei Nachmittagen führt der CJD einen berufsbezogenen Sprachkurs durch.
- Aus den Vorjahren sind bereits Teilnehmer in der einjährigen- und dreijährigen Pflegeausbildung an der Pflegeschule des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses.
- Der Kurs ist eine gute Grundlage für den erfolgreichen Einstieg in eine Pflegeausbildung. Je nach Schulqualifikation gibt es für sie die Möglichkeit, die einjährige Ausbildung Krankenpflegehilfe oder dreijährige Ausbildung Gesundheits- und Krankenpflege an der Pflegeschule des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses oder die dreijährige Altenpflegeausbildung an der Altenpflegeschule der Caritas anzuschließen.
Weitere Informationen unter www.st-marienkrankenhaus.de