Gelenkersetzende Operationsverfahren bei Arthrose
Der Bereich Knieendoprothetik ist ein Schwerpunkt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses Ludwigshafen. Pro Jahr werden über 400 Knie-Endoprothesen implantiert. Die Wahl des Implantats richtet sich dabei nach dem Ausmaß der arthrotischen Veränderungen und nach dem Zustand der Bänder und Muskeln. Diesem Prinzip der defektadäquaten Versorgung folgend, erhält jeder Patient die individuell für ihn geeignete Prothese.
Bei den gelenkersetzenden Operationsverfahren werden die abgenutzten Knorpeloberflächen durch künstliche Gelenkflächen ersetzt. Die Komponenten am Ober- und Unterschenkel bestehen aus Metall. Dazwischen liegt eine Kunststoffscheibe aus Polyethylen, auf der die Gelenkpartner gleiten und die Stoßkräfte abgefedert werden. In Einzelfällen kommt eine künstliche Kniescheibe zum Einsatz. Je nach Ausmaß der Arthrose, der Bandstabilität, Beinachse und Gelenkfunktion, werden die Prothesenmodelle auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt.
Ist nur ein Teil des Gelenkes erkrankt, häufig ist das die Innenseite, und der Bandapparat stabil, kann eine Schlittenprothese implantiert werden. Ist der Verschleiß fortgeschritten und betrifft die Innen- und Außenseite des Gelenkes oder das Gleitlager der Kniescheibe, ist bei stabilem Bandapparat ein bikondylärer Oberflächenersatz notwendig. Ist die Destruktion ausgedehnter und zusätzlich der Kapsel-Band-Apparat geschädigt, sind spezielle gekoppelte Prothesensysteme erforderlich. Ist der Austausch einer Kniegelenksprothese erforderlich, können Revisionsprothesen verwendet werden.
Unikondyläre Schlittenprothese
Bei der unikondylären Schlittenprothese wird nur der arthrotische Teil des Kniegelenks künstlich ersetzt, während der gesunde Knorpel und alle Bänder erhalten bleiben. Vorwiegend wird die Innenseite erneuert. Voraussetzungen zur Implantation einer Schlittenprothese sind eine nur einseitige Gelenkdestruktion mit intakten Bandverhältnissen. Grenzen dieses Verfahrens sind entzündliche Gelenkerkrankungen, Bandinstabilitäten, massive Adipositas oder eine bereits durchgeführte Umstellungsosteotomie. In diesen Fällen empfiehlt sich die Implantation eines bikondylären Oberflächenersatzes.
Bei der uns verwendeten Oxford-Prothese stehen viele verschiedene Größen zur Verfügung, so dass der Gelenkersatz bei jedem Patienten auf die anatomischen Gegebenheiten angepasst werden kann. Beide Prothesenteile werden mithilfe von Knochenzement im Knochen verankert. Vorteile der Schlittenprothese sind ein knochensparendes und gewebeschonendes Operationsverfahren, eine nahezu physiologische Wiederherstellung der Kniegelenkbeweglichkeit und Bandspannung, ein größerer Bewegungsumfang, eine schnellere Rehabilitation, sowie exzellente Langzeitergebnisse. Die Nachbehandlung ist mit den Empfehlungen bei der Totalendoprothese nahezu identisch. Aufgrund eines Fortschreitens der Arthrose in den belassenen Gelenkanteilen, einer Lockerung der Prothesenkomponenten oder bei persistierenden Beschwerden kann der Wechsel auf einen bikondylären Oberflächenersatz notwendig sein. Die publizierten Standzeiten der von uns in minimalinvasiver Technik implantierten Prothese sind mit denen sogenannter Vollprothesen vergleichbar.
Bikondylärer Oberflächenersatz (Totalendoprothese)
Der bikondyläre Oberflächenersatz (Totalendoprothese) kommt dann zum Einsatz, wenn die Innen- und Außenseite des Gelenkknorpels oder das Gleitlager der Kniescheibe zerstört ist und die Seitenbänder, sowie das hintere Kreuzband ausreichend stabil sind. Hierbei werden alle gelenkbildenden Anteile, mit Ausnahme der Kniescheibe, künstlich ersetzt. Die Totalendoprothese ist das weltweit am häufigsten implantierte künstliche Kniegelenk.
Das bei uns verwendete weltmarktführende Kniegelenksystem steht in viele verschiedenen Größen zur Verfügung, so dass der Gelenkersatz bei jedem Patienten auf die anatomischen Gegebenheiten angepasst werden kann. Moderne Implantationsinstrumentarien bis hin zur computergestützten Navigation tragen zur Sicherung einer korrekten Implantation bei. Das Kniegelenkimplantat kann zementfrei oder zementiert verankert werden. Der Eingriff erfolgt immer möglichst atraumatisch und je nach Befund minimalinvasiv. Die Beinachsen werden mit der Implantation begradigt, die physiologischen Bewegungsmöglichkeiten des Kniegelenks werden wiederhergestellt. Unmittelbar postoperativ beginnt eine rasche Mobilisation und physiotherapeutische Behandlung, die nach ca. ein bis zwei Wochen in einer REHA-Klinik fortgesetzt wird. In der Regel ist nach sechs Wochen eine Vollbelastung möglich. Die von uns verwendete Prothese hat in vielen wissenschaftlichen Untersuchungen (nachfolgend sind vier davon aufgeführt) ihre hervorragende Haltbarkeit bewiesen.
- Überlebensrate von 97,4 % nach 5 Jahren, Brenkel, BASK 2006
- Überlebensrate von 93,6 % nach 12 Jahren, Ranawat, JBJS 2006
- Überlebensrate von 92,8 % nach 15 Jahren, Scott, JBJS 2005
- Überlebensrate von 97,3 % nach 7 Jahren, Schwedenstudie 2004