Am Freitag, den 24. Juni 2011 (16 Uhr) wird im Rahmen einer Feierstunde im St. Annastiftskrankenhaus bereits das zweite mal das Zertifikat für das erste und einzige süddeutsche Diabeteszentrum der höchsten Qualitätsstufe (Stufe 2) für Kinder und Jugendliche durch die Deutsche Diabetes Gesellschaft an das Diabetesteam der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses Ludwigshafen übergeben. Unverändert sind die Ludwigshafener damit die einzige Kinderklinik in Süddeutschland, die über dieses höchste Gütesiegel verfügt. Bundesweit gibt es nur zehn Einrichtungen, die über diese Qualitätsstufe verfügen.
Ein Team aus Diabetologen und Endokrinologen, Kinderärzten, Psychologen, Diabetesberaterinnen, erfahrenen Krankenschwestern und Physiotherapeuten betreut 75 Kinder und Jugendliche mit Diabetes mellitus aus der Region und ihre Familien. Das Ziel ist die Erreichung einer normalen Lebensqualität trotz Diabetes und Vermeidung von Folgeerkrankungen der Niere, Augen und des Nervenssystems. Besonderheit des Konzepts in Ludwigshafen ist unter anderem die Miteinbeziehung der psychosomatischen Station Lukas, auf der Patienten mit gravierenden Problemen bezüglich Krankheitsakzeptanz und Mitarbeit ganzheitlich und im geschützten Umfeld der kleinen Station durch Psychologen, Kunst- und Musiktherapeuten, Diabetologen und Mitgliedern des Diabetesteams eng betreut werden. Überregionaler Zuspruch für dieses Angebot gibt es auch durch Patienten aus Mainz, Wiesbaden, Mannheim oder Bonn. Mit niedergelassenen Medizinern wurde auch das regionale Schulungsnetzwerk „Insu und Lini“ aufgebaut, welches Schulungen für betroffene Diabetetiker z.B. in einem Wochenendferienlager oder als Kurs für Betroffene und Familien anbietet.
Bundesweit sind über 25.000 Kinder und Jugendliche vom Diabetes mellitus Typ I betroffen. Die Zahlen der Erkrankungen sind unverändert ansteigend, stellen Fachleute fest.
„Die Erkrankung mit Diabetes mellitus stellt als chronische Erkrankung mit Belastungen im Alltag für die Kinder und ihre Eltern eine große Herausforderung dar, die erfolgreich nur in der Zusammenarbeit zwischen der Familie, dem Diabetesteam und allen Menschen im sozialen Umfeld der jungen Diabetiker bewältigt werden kann.“, erläutert der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmeizin Privatdozent Dr. Ulrich Merz, die besondere Lage von Betroffenen. Auch Kleinkinder und Babys seien immer häufiger von dieser, sie ihr Leben lang begleitenden, Erkrankung betroffen. Um schwere Folgeerkrankungen nach jahrelanger Diabeteserkrankung zu verhindern, gehören tägliche Blutzuckermessungen, Insulinspritzen und die Berechnung der Kohlenhydrate weiterhin zum Diabetes-Alltag. „Trotzdem können junge Diabetiker heute ein nahezu ’normales’ Leben führen, wenn sie selbst, aber auch Eltern, Lehrer, Betreuer und andere Menschen aus ihrem Umfeld umfassend über die Stoffwechselstörung informiert sind“, betont der Kinderdiabetologe.
Hier liegen die Stärken des Ludwigshafener Kinderdiabeteszentrums. Die qualifizierte Diabetesbetreuung umfasst zum einen die Bemühung um eine möglichst gute Langzeitstoffwechsellage, zum anderen umfassende Unterstützung des Patienten und seiner Familie bei anderen Problemen rund um Alltag und Krankheit. Zusätzlich werden Besuche in den Kindergärten und Schulen vorgenommen, um das dortige Personal über die Erkrankung eines ihrer Zöglinge zu informieren und Ängste und Vorurteile abzubauen. „Dieser enorme Aufwand ist gerechtfertigt, um bei den Kindern eine gute Stoffwechseleinstellung zu erreichen und Folgeerkrankungen wie z.B. Blindheit oder die Abhängigkeit von der Nierendialyse zu verhindern.“, verdeutlich Chefarzt Merz.
Diabetes mellitus Typ I ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindesalter. In Deutschland sind über 25.000 Kinder und Jugendliche erkrankt. Dabei steigen die Neuerkrankungen jährlich an. Die Ursache ist unklar. Betroffene Kinder, Jugendliche und ihre Familien müssen sich bei jeder Mahlzeit Gedanken über den Kohlehydratgehalt machen, immer für jede Broteinheit Insulin spritzen, leben mit der Gefahr von Unterzuckerungen und diabetischem Koma. Sie haben Probleme bei Klassenfahrten oder ähnlichen Aktivitäten. Dabei auch immer im Bewusstsein von langfristigen Folgeerkrankungen im Erwachsenenalter: Gefahr der Erblindung, Notwendigkeit der künstlichen Dialyse, erhöhte Gefahr von Herzinfarkten und Schlaganfällen, sowie dem Risiko von Extremitätenamputationen. Und auch die Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen an Diabetes mellitus Typ 2 wachsen.
Im St. Annastiftskrankenhaus, dem zweitgrößten Kinderkrankenhaus in Rheinland-Pfalz, werden in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin (84 Betten) akut und chronisch kranke Kinder und Jugendliche von der Geburt bis zum Ende ihrer körperlichen Entwicklung betreut. Jährlich werden etwa 4.000 stationäre und mehr als 14.000 ambulante kleine und größere Patienten aus Ludwigshafen und der Vorderpfalz versorgt. Schwerpunkte der Versorgung sind alle Spezialgebiete der Kinderheilkunde, dazu kommen unter anderem die Früh- und Neugeborenenintensivbetreuung, Psychosomatik, eine Notaufnahme für Kinder- und Jugendliche und eine Schmerztagesklinik. Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus blickt auf eine mehr als 30jährige Tradition zurück. Wichtig für die Region ist auch die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie mit einer Institutsambulanz in der über 2.000 Patienten im Jahr behandelt werden und zwei tagesklinischen Stationen (20 Betten). 20 stationäre Betten auf zwei weiteren Stationen werden 2012 eröffnet.
Das im Stadtteil Mundenheim gelegene Kinderkrankenhaus ist Bestandteil des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus Ludwigshafen in Trägerschaft der St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH.