Sanfte Chirurgie bei Bauchwandbrüchen

In Ludwigshafen kommt eine moderne Technik in der Bauchwandchirurgie zum Einsatz. Das im St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus Ludwigshafen angewandte MILOS-Verfahren bringt Patienten schneller auf die Beine.

Mit MILOS (MIni or Less Open Sublay) und der Weiterentwicklung eMILOS (endoskopisches MILOS) stehen besonders schonende Methoden zur Verfügung, um Bauchwandbrüche (Hernien) zu behandeln. Das Team der Klinik für Chirurgie im St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus wendet diese innovative, minimal-invasive Technik im OP an, sehr zur Freude der Patienten. Der dabei nötige kleine Schnitt ist nämlich mit einem großen Fortschritt verbunden.

Bauchwandbrüche – etwa Nabel-, Narbenhernien oder Oberbauchhernien – treten häufig nach Operationen, bei starker Belastung der Bauchdecke oder der Anfälligkeit bei dünnen Bindegewebsverhältnissen (Rektusdiastase) auf. Bei der Versorgung dieser Brüche kommen in den meisten Fällen Kunststoffnetze zum Einsatz, die spezielle Beschichtungen aufweisen. Trotzdem kann es bei Organ-Kontakt mit diesen Netzen in der Bauchhöhle zu teils breitflächigere Verwachsungen kommen.

Um dies zu vermeiden, wird im Gegensatz zu bisher gut etablierten Verfahren, wie das Intraperitoneale Onlay Mesh in Schlüsselloch-Technik (Laparoskopische IPOM), beim MILOS-Verfahren auf die Eröffnung der Bauchhöhle verzichtet und innerhalb der Bauchdecke operiert, um das erforderliche Netz direkt zwischen Muskel und Bindegewebe zu platzieren (Sublay-Raum), somit entsteht kein direkter Organ-Kontakt.

Die herkömmliche komplett offene Operationstechnik erfordert einen größeren Hautschnitt, um das Netzimplantat zum Verschluss des Bruchs direkt unterhalb der Bauchmuskulatur im Sublay-Raum zu platzieren. Das MILOS- bzw. eMILOS-Verfahren hingegen setzt auf einen kleinen Zugang und kann zusätzlich die Vorteile der Schlüssellochchirurgie, kombiniert mit der optimalen Lage des Netzes für Stabilität, nutzen. Großer Vorteil, das Netz kommt nicht mehr in Kontakt mit den inneren Organen und muss weder beschichtet noch besonders befestigt werden. Auch andere OP-Risiken werden minimiert.

„Mit MILOS können wir das selbsthaftende Netz dort platzieren, wo es am wirksamsten ist – im geschützten Raum zwischen Muskel und Bauchfell – und das mit nur minimaler Öffnung der Bauchdecke“, erklärt Oberärztin Dr. med. Simone Beß, die sich entsprechend spezialisiert hat und die Methode seit 2024 in Ludwigshafen im St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus anwendet. „Weil wir dabei nicht in den Bauchraum müssen, besteht auch fast kein Risiko mehr, innere Organe während der Operation zu verletzen“, führt sie weiter aus.

Die Methode erlaubt die optimale Wiederherstellung der Bauchwand und ihrer Funktion und ist mit exzellenten medizinischen Ergebnissen verbunden. Die Vorteile für Betroffene sind deutlich spürbar. Der kleinere Schnitt neben dem Nabel bedeutet weniger Schmerzen nach der Operation. Auch das Risiko für Wundheilungsstörungen oder Infektionen ist reduziert. Damit verbunden ist auch eine kürzere Erholungszeit. Viele Patienten können das Krankenhaus bereits nach wenigen Tagen verlassen. Und das Wichtigste, die korrekte Netzplatzierung sorgt für langfristige Stabilität und senkt das Risiko eines erneuten Bruches. Studien belegen weniger akute und chronische Schmerzen.

Auch für Operateure bietet die Methode Vorteile. Da das Netz „unter Sicht“ platziert werde, sei die Lage sehr genau kontrollierbar, so Dr. med. Simone Beß. Die Erweiterung des Verfahrens, eMILOS, erlaubt bei minimaler Eröffnung der Bauchdecke das Einbringen sehr große Netze, die die gesamte Bauchdecke überdecken, mit Kamera und Spezialinstrumenten, ganz ohne große Öffnung der Bauchdecke. „Hier kombinieren wir das Beste aus zwei Welten: minimale Invasivität mit optimaler Netzlage“, sagt die Chirurgin. „Gerade bei großen oder komplizierten Bauchwandbrüchen ist das ein echter Fortschritt.“


Rund 200 bis 300 Brüche der Bauchwand werden im Jahr im St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus operiert. Dabei wird genau geprüft, für wen das innovative Verfahren infrage kommt. Die Methode hat großen Nutzen für Menschen, die bereits im Bauchbereich operiert wurden. Auch bei der Versorgung von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Tumoroperationen sowie bei Patienten mit Übergewicht bestehen viele Vorteile.