15 Jahre Versorgungsschwerpunkt für chronisch entzündliche Darmerkrankungen

Die Behandlung chronisch kranker Menschen ist ein Versorgungsschwerpunkt des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses. Dazu gehört seit 2007 ein überregionaler Schwerpunkt im Bereich chronisch entzündlicher Darmerkrankungen – Morbus Crohn sowie Colitis ulcerosa (CED) – mit einer Spezialambulanz.

Schwer zu behandelnde Morbus Crohn- und Colitis ulcerosa-Betroffene profitieren sehr von diesem besonderen Angebot. Seit nunmehr 10 Jahren besteht ergänzend
eine Studienambulanz, sodass modernste Therapien im Rahmen von klinischen Studien angeboten werden. Im stationären Bereich wurde im Jahr 2008 zusammen mit der Chirurgie ein Bauchzentrum gegründet, in dem Patienten betreut werden, die gleichermaßen den Internisten wie den Chirurgen brauchen.

„Mit knapp einer halben Million Betroffenen sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa häufiger, als viele denken“, erläutert Prof. Dr. med. Jörg Hoffmann, Chefarzt der Medizinischen Klinik I, zu der die Gastroenterologie und Rheumatologie gehört. „Das Ziel für uns ist, den oft verzweifelten, meist jungen Betroffenen ein individuelles Behandlungsangebot zu machen, das sie wieder zurück in ein weitgehend normales Leben führt“, erklärt der Mediziner. Für ihn und sein engagiertes Team steht das Wohl der Betroffenen und ihrer jeweiligen Lebenssituation im Mittelpunkt.

Es können sich auch Betroffene vorstellen, bei denen bisherige Behandlungen, die Entzündungen nicht in den Griff bekommen haben. Betroffene leiden unter ständigem, oft nächtlichem Durchfall, Bauchschmerzen oder Fisteln.

Durch seinen Wechsel von der Charité in Berlin ans St. Marienkrankenhaus Ludwigshafen hat Prof. Dr. med. Jörg Hoffmann, Chefarzt der Medizinischen Klinik I, im Jahr 2007 einen CED-Schwerpunkt mitgebracht, der seither Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa ein umfassendes Angebot macht. „So können hier Patienten selbst bei bisher erfolgloser Therapie berechtigte Hoffnung haben, dass eine deutliche Besserung durch Ausschöpfung neuester Therapiemöglichkeiten erzielt wird“, erklärt der Spezialist. Einen entscheidenden Beitrag leisten dazu Partner im niedergelassenen Bereich und im Krankenhaus, besonders die engagierte Röntgenabteilung und vor allem die Bauchchirurgie, mit der es eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit gibt.

Durch die Behandlung einer großen Zahl schwerst erkrankter Patienten wurden über die Jahre immer mehr Patienten ambulant und auch stationär versorgt, einige auch operiert. Hervorragende Ergebnisse bei den meisten Behandelten haben dazu geführt, dass Patienten aus einem überregionalen Einzugsgebiet nach Ludwigshafen kommen. In 15 Jahren wurde lediglich eine Patientin an die Charité verlegt, weil die Hoffnung bestand, dass eine Knochenmarktransplantation
noch helfen könnte. Im Ergebnis wurde zwar operiert, aber danach die Medikamententherapie aus Ludwigshafen fortgesetzt.

Der Bedarf ist groß: „Manche Gastroenterologen nutzen das Angebot und schicken viele Patienten in unsere CED-Ambulanz. Andere Praxen haben das Problem, dass sie überlaufen werden. Denn gerade die Behandlung von schwer kranken CED-Patienten braucht große Erfahrung, lange Gespräche und viel, viel Zeit. Unsere Hilfe wird dankbar angenommen“, betont Hoffmann stolz. Zahlreiche niedergelassene Gastroenterologen holen sich im Rahmen der monatlichen Fallkonferenz
am St. Marienkrankenhaus oder auch unkompliziert telefonisch Rat, wenn sie Unterstützung bei der CED-Therapie ihrer Patienten brauchen.

Ein interdisziplinäres Team aus zwei Studienschwestern, Infusionsschwestern, vier Studienärzten, Sekretariat, Endoskopikern, Sonografikern, Radiologen und Chirurgen kümmert sich um optimale Lösungen für jeden einzelnen Patienten. Dabei werden alle heute verfügbaren und zugelassenen Behandlungen ausgeschöpft. Aufgrund der Größe des Zentrums und der Studienambulanz sind Medikamente, die auf den Markt kommen, entweder bereits im Rahmen von Studien einsetzbar
oder durch Industriekontakte bei Zulassung sofort verfügbar. Wenn schon die meisten zugelassenen Behandlungen gegeben wurden und Gründe gegen zugelassene
Medikamente sprechen, können Betroffene mit starker Entzündung in Ludwigshafen im Rahmen internationaler Behandlungsstudien behandelt
werden. Bei vielfach voroperierten Patienten oder auch Patienten mit anderen gravierenden Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose) können Studienmedikamente nicht gegeben werden. Einigen Patienten helfen dann Behandlungen außerhalb der Zulassung. Dabei erfolgt immer erst eine Prüfung und Zustimmung der jeweiligen Krankenkassen.

Chronische Erkrankungen betreffen zahllose Menschen in unserem Land. Das St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus kümmert sich seit Jahrzehnten in besonderer Weise um diese Menschen, sei es bei der Diagnose Krebs, bei Diabetes-Problemen oder bei dem Wunsch nach einem Gelenkersatz z. B. wegen einer Gelenkentzündung.

Um das Ziel eine bestmögliche Versorgung jedes einzelnen Patienten unter guten Rahmenbedingungen zu gewährleisten, wurde der Schwerpunkt in den letzten Jahren kontinuierlich ausgebaut. Die umfangreichen Erfahrungen, die in Ludwigshafen bestehen, werden in zahlreichen Fort- und Weiterbildungen in ganz Deutschland bei Vorträgen weitergeben. Sie sind auch Grundlage des Standardwerkes über chronisch entzündliche Darmerkrankungen im Springerverlag, das 2020 unter der Herausgeberschaft von Prof. Hoffmann mit den Professoren Klump (Esslingen), Kroesen (Köln) und Siegmund (Charité/Berlin) in 3. Auflage erschienen ist.