In den letzten Jahren hat die Wirbelsäulenchirurgie durch technische Neuentwicklungen revolutionäre Veränderungen erfahren, die das Operationsrisiko deutlich vermindern. Minimalinvasive Operationstechniken verkürzen die Eingriffszeit und die Verweildauer im Krankenhaus. Sie sind häufig mit großer Patientenzufriedenheit verbunden. Dabei wird auch Sicherheit großgeschrieben.
„Unser menschliches Selbstverständnis hängt entscheidend vom aufrechten Gang ab. Die durch Immobilisierung einhergehende Beeinträchtigung der Lebensqualität bedeutet auch immer ein Stück Gefährdung unseres menschlichen Selbstverständnisses“, beschreibt Dr. med. Michael Breitenfelder, Oberarzt der Orthopädischen und Unfallchirurgischen Klinik und Leitung der Sektion Wirbelsäulenchirurgie.
Er und seine Kollegen setzen sich für den Erhalt und die Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit ein. Wenn es medizinisch-biologisch nur noch schwer möglich sei, die Bewegungsfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen, sei es eine wichtige Aufgabe, immer den ganzen Menschen im Auge zu behalten, betont der Facharzt für Orthopädie und Chirotherapie. Mit einer engen Anbindung an sozialdienstliche und gerontopsychologische Dienste gibt es in Deutschland – neben den operativen Aspekten der Behandlung einer Immobilisierung – die Möglichkeit, Patienten aus ihrer eingeschränkten und häufig hilflosen Situation herauszubewegen. „Das stellt einen hohen Anspruch dar, dem sich das Team der Wirbelsäulenchirurgie im St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus täglich intensiv stellt“, so Oberarzt Dr. med. Michael Breitenfelder.
Moderne Verfahren in der Wirbelsäulenchirurgie ermöglichen schonende Eingriffe
Die gute Nachricht: Viele Standardeingriffe in der Wirbelsäulenchirurgie sind mittlerweile über kleine Zugänge und mit wenig Blutverlust und kurzer OP-Zeit realisierbar. Patienten können dadurch viel früher mobilisiert werden und sind in den meisten Fällen, auch nach komplexen Operationen, in der Lage, das Krankenhaus nach sieben bis zehn Tagen wieder zu verlassen. „Das war nicht immer so. OP-Zeiten von acht oder zehn Stunden und Krankenhausaufenthalte von mehreren Wochen waren noch bis vor 20 Jahren in den meisten wirbelsäulenchirurgischen Einrichtungen normal“, erinnert sich der Wirbelsäulenspezialist, der im Jahr mehr als 400 Wirbelsäulenpatienten betreut.
Seit etwas mehr als 15 Jahren hat sich eine minimal-invasive OP-Technik an der Wirbelsäule etabliert, die es mit relativ wenig Blutverlust und übersichtlichen OP-Zeiten ermöglicht, ein komplexes Spektrum der Erkrankungen des menschlichen Stützorgans anzugehen. „Die Wirbelsäulenchirurgie ist mittlerweile weltweit zu einer der innovativsten medizinischen Disziplinen geworden. Wir erleben eine große Dynamik in der Entwicklung und im Einsatz von operativen Technologien“, sagt der erfahrene Wirbelsäulenchirurg, der auch andere Mediziner in neuen Methoden schult.
Durch einen seitlichen Zugang zur Wirbelsäule und mithilfe einer speziellen Nervenüberwachungstechnologie und speziellen Systemen, können inzwischen Bandscheibenerkrankungen, komplexe Knochenbrüche und Fehlbildungen der Wirbelsäule schonend und mit dem Ziel der schnellen Mobilisierung behandelt werden.
In der Sektion für Wirbelsäulenchirurgie des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses Ludwigshafen wird diese „XLIF-Technologie“ seit Markteinführung in Deutschland 2009 angewandt. Die Abteilung gehört – als eine der ersten Kliniken in Deutschland – zu einem Netzwerk fest etablierter Hospitations- und Trainingseinrichtungen für diese OP-Technik. Wirbelsäulenchirurgen aus der ganzen Welt kommen dafür in die Pfalz nach Ludwigshafen.
Doch nicht immer muss sofort operiert werden. Dies wird in der Sprechstunde der Wirbelsäulenchirurgie abgeklärt. „Die meisten Rückenschmerzen sind über einen gewissen Zeitraum selbstlimitierend“, so Dr. med. Breitenfelder. Wichtig für den weiteren günstigen Therapieverlauf sei dabei die Anbindung an den weiterbehandelnden Facharzt. In einigen Fällen könne der Therapieerfolg auch durch die Teilnahme an einer Rehabilitation unterstützt werden, macht er Betroffenen Mut. Die Spezialisten der Wirbelsäulenchirurgie im Marienkrankenhaus arbeiten deshalb eng mit Orthopäden und Reha-Einrichtungen in der Region zusammen. Im Falle von Schwierigkeiten können sie so kurzfristig nochmals überprüfen, ob eine Operation doch sinnvoll ist. Damit können Patienten sich mit ihren Beschwerden zeitnah in der Wirbelsäulensprechstunde vorstellen und müssen keine weiteren unnötigen Wartezeiten befürchten.
Wirbelsäulenzentrum in Ludwigshafen gewährleistet höchste Qualität
Die Wirbelsäulenchirurgie im St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus ist seit 2017 ein zertifiziertes Spezialzentrum für die operative und konservative Behandlung zahlreicher orthopädischer Erkrankungen der Wirbelsäule. Für Rückenpatienten wird das gesamte Spektrum der modernen Wirbelsäulenchirurgie mit dem Schwerpunkt minimalinvasiver Techniken und dem Fokus auf Patientensicherheit angeboten – Operationsmikroskope, perkutane Verfahren und Neuromonitoring sind im Einsatz.
Ziel ist eine schnelle Mobilisierung nach dem Eingriff an der Wirbelsäule. Das therapeutische Angebot beginnt bei der operativen Behandlung des Bandscheibenvorfalls und der Spinalkanalstenose, geht über die Adressierung von Wirbelkörperbrüchen und Instabilitäten des Beckenrings bis hin zur Tumorchirurgie an der Wirbelsäule und der Korrektur von Deformitäten (Skoliosechirurgie).