Chronische Schmerzen im Kindes- und Jugendalter

Neu: Multimodale Behandlung in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses Ludwigshafen am Rhein

Über 80 Prozent der Kinder und Jugendlichen geben an schon einmal Schmerzen gehabt zu haben - viele haben über einen Zeitraum von über sechs Monaten Schmerzen. Besonders Kopfschmerzen nehmen bei Kindern und Jugendlichen zu.

Ab Januar 2011 bietet die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses, Ludwigshafen am Rhein, deshalb ein multimodales Konzept für die Behandlung chronischer Schmerzen von Kindern und Jugendlichen. Das heißt eine Therapie bei der verschiedene Therapeutengruppen eng verzahnt zusammen arbeiten. Ziel ist dabei, neben der optimalen medikamentösen Behandlung durch die Fachärzte der Klinik, mit verschiedenen Therapeuten und gemeinsam mit anderen Betroffenen Alternativen einzuüben. Ein wichtiges Element ist zum Beispiel die Entspannungstherapie bei einer speziell für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ausgebildeten Entspannungstherapeutin.

Kopfschmerzen stellen bei Kindern und Jugendlichen die häufigste Schmerzerfahrung dar und können bei hohem Leidensdruck zu deutlichen Einschränkungen im täglichen Leben und zu Fehlzeiten in der Schule führen. „Am häufigsten sind im Kindesalter der Spannungskopfschmerz und der Kopfschmerz vom Migränetyp, nicht selten auch Mischformen dieser beiden Kopfschmerzarten. Diese Kopfschmerzen sind oft schwierig zu behandeln und führen zu häufigen Vorstellungen in Kinder- und Jugendärztlichen Praxen. Der Leidensdruck für die Patienten und deren Eltern ist hoch“, erklärt der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Priv.-Doz. Dr. med. Ulrich Merz im Rahmen eines Presegesprächs. So haben bereits bei der Einschulung mehr als ein Drittel der Kinder Erfahrung mit Kopfschmerzen, im Pubertätsalter über 80 Prozent. Zudem nimmt die Auftretenshäufigkeit von Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen insgesamt zu.

Schwierig zu therapierende Kopfschmerzen erfordern ein multimodales Behandlungskonzept, also eine Therapie bei der verschiedene Therapeutengruppen zusammen arbeiten. „Neben den bekannten medikamentösen Therapien sind gerade bei Kopfschmerzen von Kindern und Jugendlichen die verhaltensmedizinischen Therapieformen wichtig, da sie einen nachhaltigen Therapieerfolg erbringen“, schildert der zuständige Oberarzt Dr. med. Michael Viellieber. Schon heute sind 50 % seiner Patienten in der Ambulanz Kopfschmerzpatienten, weshalb das Team die Voraussetzungen für diese neue tagesklinische Behandlung im St. Annastiftskrankenhaus geschaffen hat.

Jeder Betroffene ist anders, deshalb wird in der Tagesklinik der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im St. Annastiftskrankenhaus ein individueller Therapieplan für die Patienten erstellt und durchgeführt. Ein weiterer Vorteil: Mit einem solchen multimodalen Therapiekonzept können nicht nur Kopfschmerzen, sondern auch Schmerzen anderer Körperregionen gelindert werden. Wichtiger Bestandteil der im St. Annastiftskrankenhaus angebotenen Schmerztherapie ist, neben der ärztlichen Betreuung und der psychotherapeutischen Begleitung, die Arbeit mit unserer ausgebildeten Entspannungstherapeutin für Kinder und Jugendliche. Margarete Kuhn-Zott vermittelt in direkter Absprache mit dem Arzt, dem Kind und den Eltern den Patienten verschiedene Verfahren, welche nachgewiesen eine effektive Therapie bei chronischen Kopfschmerzen darstellen und den Bedarf an Medikamenten reduzieren. Sie arbeitet ganzheitlich, indem sie Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen, Körperwahrnehmung, Atemübungen, Gestaltung mit verschiedenen Materialien und Elemente aus Yoga und Chi Gong in die Therapie einfließen lässt. „Das Wichtigste, was die Kinder lernen ist, dass sie selbst etwas tun können.“, erklärt die Kinderkrankenschwester auf der Psychosomatischen Station Lukas, die sich im vergangenen Jahr in Tübingen zur Entspannungstherapeutin weiter gebildet hat. Die Kinder und ihre Eltern fühlten sich dadurch dem Schmerz nicht so ausgeliefert. Zusätzliche Therapeuten (Psychologen, Physiotherapeuten) können in die Behandlung integriert werden. Gute Erfahrungen gibt es schon mit stationären Patienten.

Positiv: Die Hilfe kommt aus einer Hand. „Wir bieten den betroffenen Patienten und ihren Familien damit ein in der Region einzigartiges Behandlungsangebot, welches die schwierige Behandlung von primären Kopfschmerzen und anderen Schmerzen bereichert und den Betroffenen zu einem besseren Leben mit weniger Schmerzen verhelfen soll“, betont Jürgen Will, Leiter Verwaltungsmanagement des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses.

Diese multimodale Schmerztherapie für Kinder und Jugendliche wird bisher in Deutschland nur selten angeboten und die Nachfrage danach steigt. Die ersten Anmeldungen in Ludwigshafen liegen bereits vor. Die Kosten werden von der Krankenkasse übernommen. Um Schulfehlzeiten zu vermeiden finden die Behandlungen vorzugsweise am Nachmittag statt.

Ablauf einer Behandlung

  • Anmeldung in der Spezialambulanz des St. Annastiftskrankenhauses und Terminvereinbarung unter der Telefonnummer 0621-5702-4241
  • Erstgespräch mit dem Kinderarzt/Kinderneurologen, der Entspannungstherapeutin und der Psychologin
  • Planung der tagesklinischen Behandlung, abgestimmt auf Beschwerden und Alter des Kindes
  • Beginn der Therapie
  • Statuserhebung und Patient-/Elterngespräch nach der Hälfte der Therapieeinheiten
  • Abschluss der tagesklinischen Behandlung mit Eltern/Patientengespräch
  • Informationen an den einweisenden Arzt

Information und Anmeldung

  • Spezialambulanz im St. Annastiftskrankenhaus 0621-5702-4241 (8.00 bis 16.00 Uhr)
  • Sie benötigen eine Einweisung für eine tagesklinische Behandlung

Auch Kinder und Jugendliche machen Erfahrungen mit Schmerzen. Besonders Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen nehmen zu.