Spieltherapie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie
Spiel ist die elementarste Ausdrucksform des Kindes. Lernen geschieht bei kleinen Kindern vorwiegend durch Nachahmung und im Spiel. Sie entdecken ihren Körper, ihre Umwelt und die Regeln des sozialen Zusammenlebens spielerisch: Sinneseindrücke sammeln und genießen, Geschicklichkeit üben, Phantasie entwickeln, Erlebtes nachahmen, Konflikte ausdrücken und bewältigen, sich mitteilen, Beziehungen gestalten, Erlebtes wiederholen, soziale Rollen nachspielen, sich entspannen, Spaß haben. Die Nachahmung hat dabei eine zentrale Bedeutung, zunächst beschränkt auf die Mutter-Kind-Interaktion, später ausgedehnt auf das gesamte soziale Umfeld.
In der Spieltherapie wird die kindliche Begeisterung für das Spiel therapeutisch genutzt, beispielsweise wenn Verhaltensauffälligkeiten oder Entwicklungsprobleme auftreten. Das Kind bekommt die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, seine Gefühle und Bedürfnisse zu äußern und seine inneren Konflikte im Spiel in symbolischer Art auszudrücken. Es hat freie Auswahl unter den vielfältigsten Spielangeboten: von Rollenspielutensilien (Handpuppen, Kaufladen, Puppenhaus usw.) über Mal- und Gestaltungsangebote, bis zu Brettspielen. Das Spielmaterial sollte so einfach wie möglich sein, die verschiedensten Sinne ansprechen und die Phantasie anregen.
Durch die therapeutische Beziehung erfährt das Kind Wertschätzung, Wärme, Annahme und Freundlichkeit. Der/die TherapeutIn ist geschult, die Gefühlsäußerungen des Kindes im Spiel wahrzunehmen, zu verstehen, ernst zu nehmen, zu reflektieren und sich so auf das innere Erleben des Kindes einzustimmen. Durch die Grenzsetzung (z.B. bei Selbst- und Fremdschädigung) wird der Bezug zur Realität gewahrt. Beim Kind kann es durch die spieltherapeutische Behandlung zur Aufarbeitung fehlender und belastender Erfahrungen kommen. Neue Fähigkeiten können entdeckt werden. Andere Gefühls- und Sichtweisen werden frei und können übernommen werden.
Spieltherapie kann im Alter von etwa 4 bis 12 Jahren eingesetzt werden und ist geeignet für Kinder mit emotionalen Störungen, wird aber auch bei Entwicklungsproblemen erfolgreich eingesetzt. Sie wird meist als Einzeltherapie angeboten. Es gibt auch die Form der Eltern-Kind-Spieltherapie (sogenannte Filialtherapie) und Familienspieltherapie.