Pflege 4.0: besser pflegen lernen

St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus erhält rund 67.000 Euro Bundesmittel für die Förderung von Auszubildenden in der Pflege

Das St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus erhält rund 67.000 Euro für das Projekt „Pflege 4.0: Besser pflegen lernen“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, Bereich Bildung, Gender. Mit dem Geld entstehen Lernmodule für die Pflegeausbildung, mit denen Pflegeschüler besonders im ersten Lehrjahr gefördert werden sollen. Die Ludwigshafener Klinik wurde bei der Projekterarbeitung und dem Antragsweg durch das Beratungsunternehmen Deloitte im Rahmen eines Pro-bono-Projektes unterstützt.

Pflegende werden dringend gebraucht

Der Pflegeberuf ist wichtig. Pflegende werden dringend gebraucht. Dennoch wird es immer schwieriger, geeignete Auszubildende zu finden. Diese Erfahrungen haben auch die Verantwortlichen der Pflegeausbildung der Ludwigshafener Klinik gemacht. Zusätzlich steigt die Abbruchquote. „Die Förderung ist ein riesiger Schritt für uns. Wir wollen im Rahmen des Projekts Auszubildende im ersten Lehrjahr stärker begleiten“, erklärt Rita Schwahn vom Pflegemanagement des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses. „Gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ein wichtiger Garant für eine menschliche und der Situation angemessene Pflege“, führt sie weiter aus. Bereits jetzt gebe es einen Mangel an qualifizierten Kräften in der Pflege in der Metropolregion Rhein-Neckar. Auch offene Stellen könnten nicht mehr oder nur mit großem Aufwand und zeitverzögert besetzt werden.

Förderung ermöglicht intensive Begleitung

  • Mit den Fördermitteln soll für die umfangreiche Begleitung der einjährigen Ausbildung sowie das besonders kritische erste Lehrjahr der Krankenpflegeausbildung ein Begleitprogramm entwickelt und etabliert werden, welches den hohen Unterstützungsbedarf der Auszubildenden deckt.
  • Damit solle „die Abbruchquote während der einjährigen Pflegeausbildung gesenkt und die Übergangsquote in die dreijährige Ausbildung erhöht werden“, steht im Förderantrag an den Bund.
  • Das zu erarbeitende Lernprogramm kombiniert digitale und analoge Lernformate.
  • Dies sind „Learning Nuggets“ zu wichtigen Themen in Form von Lehrfilmen, Arbeitspapieren oder Konzepten für Rollenspiele.

Externe Unterstützung bei der Erarbeitung des Förderantrages

„Im Fokus haben wir den gezielten Transfer von Theorie zur Praxis, soziale Kompetenzen und die Vernetzung der Schüler untereinander“, berichtet Schwahn, die von zwei Mitarbeitern aus der Pflegeschule in der Projektleitung unterstützt wird. „Wir haben festgestellt, dass unsere Auszubildenden in der Pflege einen zusätzlichen Bedarf an Förderung haben und suchten hier Unterstützung“, beschreibt Rita Schwahn, den Hintergrund für das neue Projekt im St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus. Hilfe bekamen sie und ihr Team dabei konkret im Rahmen eines Pro-bono-Projektes durch das Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte. „Sie haben Möglichkeiten der Förderung für uns aufgedeckt. Gemeinsam haben wir diese konkretisiert. Alleine hätten wir das nicht geschafft“, freut sich die Leiterin Pflegemanagement. Besonders lobt sie die gute professionelle Zusammenarbeit und die „massive Unterstützung“ bei der Erarbeitung des Förderantrages.

Auch dem Deloitte Pro-bono-Team hat die Zusammenarbeit viel Freude bereitet. Für Sonja Carlberg (Unterstützung Lernkonzept) war es persönlich „sehr bereichernd, zu sehen, dass wir hier mit unserer Unterstützung etwas abdecken, für was im hektischen Ausbildungs- und Krankenhausalltag oft die Kapazität fehlt“. Auch Katharina Krug (Unterstützung Förderantrag) freut sich, dass „die Ergebnisse aus dem Projekt im Ausbildungsalltag eine echte Unterstützung und Mehrwert für das Krankenhaus bringen können“.

In Pro-bono-Projekten bringen Deloitte-Mitarbeiter kein Geld oder freiwillige Helfertätigkeiten ein, sondern ihre Expertise. Unter dem Leitbild „Making an impact that matters" setzen sie sich mit ihren Kompetenzen und ihrem Wissen „nicht nur für Kunden, sondern für die gesamte Gesellschaft“ ein.

Neue Wege in der Mitarbeitergewinnung

Die Klinik geht bereits mehrere Jahre neue Wege bei der Suche nach qualifizierten Mitarbeitern.

  • In der eigenen Pflegeschule des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses gibt es – zusätzlich zu den anderen Pflegeberufen – die Möglichkeit zur einjährigen Ausbildung in der „Krankenpflegehilfe“ (KPH). Diese kann auch mit einem Hauptschulabschluss das Sprungbrett für die dreijährige Pflegeausbildung (Gesundheits- und Krankenpflege / Gesundheits- und Kinderkrankenpflege) sein.
  • Im März schließt der dritte Kurs „Förderung von Menschen mit besonderem Unterstützungsbedarf in Ausbildung und Beruf“ mit Teilnehmenden aus verschiedensten Herkunftsländern ab. Gemeinsam mit stationären Pflegeeinrichtungen sowie den Partnern Agentur für Arbeit, Jobcenter, AAW und CJD wurden Flüchtlinge und Migranten für den erfolgreichen Start einer Pflegeausbildung qualifiziert. Aus den Vorjahren sind bereits Teilnehmer in der einjährigen- und dreijährigen Pflegeausbildung. Aus dem aktuellen Kurs starten drei die einjährige Ausbildung und fünf die dreijährige Gesundheits- und Krankenpflege-Ausbildung. Ein weiterer Teilnehmer bewirbt sich aktuell für die Altenpflegeausbildung.

Projekt „Pflege 4.0: Besser pflegen lernen“ konkret

  • Ein Jahr ab 1.3.2019
  • Zweckgebundene Fördersumme: 66.634,36 Euro
  • Förderung durch Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, Bereich Bildung, Gender
  • Projektträger Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
  • Projektverantwortlicher Pflegelehrer in der Pflegeschule
  • Inhalt
    - Erarbeitung Plattformkonzept (Lernplattform)
    - Erarbeitung Learning Nuggets unter Einbeziehung der Auszubildenden, angeleitete Rollenspiele, Fallstudienarbeit, Integrationstandems, Azubi-Paten
    - Evaluierung und Dokumentation
    - Präsentation der Ergebnisse und Erfahrungen auf dem Deutschen Pflegetag in Berlin
  • Langfristige Verwendung der Learning-Nuggets in der Pflegeausbildung