Das unter anderem durch die Geburtshilfliche Klinik des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses gemeinsam mit dem Jugendamt der Stadt Ludwigshafen entwickelte Programm "Guter Start ins Kinderleben" hat in den letzten Jahren in Ludwigshafen und Umgebung mehr als 550 Familien rund um die Geburt unterstützt - alleine in diesem Jahr betreute der Fachdienst Guter Start ins Kinderleben des Stadtjugendamtes bereits 120. Diese Arbeit im Bereich der "Frühen Hilfe" hat gezeigt, was Eltern mit Kindern brauchen und wie gerade Familien, die sich in schwierigen Situationen befinden, erreicht werden können.
Um auch noch nach der Geburt Familien mit Kleinkindern anzusprechen, haben die Verantwortlichen des Perinatalzentrums des St. Marienkrankenhauses, ebenfalls in bewährter Zusammenarbeit mit der Stadt Ludwigshafen, ein weiteres Angebot entwickelt, das jetzt im November startet. Der Name des Programms der "sozialraumbezogenen Gesundheitsberatung" lautet "GuKiLu" (Gesunde Kinder in Ludwigshafen). Inhalte der Beratung sind allgemeine Gesundheitsfragen wie Ernährung, Hygiene, Bewegung sowie sozialpädagogische Themen wie Beschäftigung, Erziehung, aber auch allgemeine Lebensberatung.
Hierzu wurden unter anderem seit Beginn des Jahres drei Kinderkrankenschwestern der Früh- und Neugeborenenintensivstation Däumling des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses zu Familien-Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen weitergebildet. Diese stehen ab sofort einmal im Monat als Tandem mit jeweils einer Mitarbeiterin des Fachdienstes "Guter Start ins Kinderleben" der Stadt Ludwigshafen in der nördlichen und südlichen Innenstadt sowie in der Gartenstadt den Familien als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung. Ermöglicht wird dies mit Unterstützung von großzügigen Spenden der VINCI Stiftung, BASF SE, LIPOID Stiftung und der SIGMA-ELEKTRO GmbH aus Neustadt, die insgesamt rund 70.000 Euro zur Verfügung stellen.
"Wir arbeiten seit vielen Jahren in verschiedenen wegweisenden Projekten und Programmen zum Wohle von Kindern und Familien im Kinderheim St. Annastift und im Bereich des Krankenhauses vertrauensvoll mit dem Stadtjugendamt Ludwigshafen zusammen. Das ermöglicht die Entwicklung von Programmen, die inzwischen bundesweit durchgeführt werden - Guter Start ins Kinderleben ist ein Beispiel", betont Marcus Wiechmann, Geschäftsführer der St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH, dem Träger des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses im Rahmen des heutigen Pressegesprächs zum Auftakt.
"GuKiLu ist ein weiterer Baustein für die gute Zusammenarbeit der unterschiedlichen Systeme Gesundheitshilfe / Jugendhilfe mit ihren unterschiedlichen Kulturen, Abrechnungssystemen und Rechtsgrundlagen. Im Bereich Frühe Hilfe haben wir in Ludwigshafen gemeinsam ein erfolgreiches Netzwerk geschaffen. Jetzt wollen wir mit GuKiLu über die ersten Lebensmonate des Kindes hinaus noch mehr Eltern erreichen und ihnen Unterstützung und Hilfe anbieten", ergänzt Heinz-Jürgen May, Leiter des Stadtjugendamtes und Projektpartner. "Wir haben bei unserer gemeinsamen Arbeit im Programm Guter Start ins Kinderleben wahrgenommen, das auch in Ludwigshafen trotz vielfältiger Angebote vor allem Kinder, die von Armut bedroht sind, durch vielfältige Wechselwirkung in ihrer sozialen, aber auch gesundheitlichen Entwicklung benachteiligt sind. Betroffen sind auch Familien mit Migrationshintergrund, weil sie oft die Möglichkeiten nicht kennen. Dies führt von Geburt an zu einer ungünstigen Gesundheitsbiographie, die sich als Hypothek für das ganze weitere Leben auswirkt", betont Dr. med. Barbara Filsinger, Chefärztin der Geburtshilflichen Klinik des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses die Hintergründe für das neue Projekt. "Die Idee und das Projekt ist bei Spendern in der Region auf sehr großes Interesse gestoßen", freut sich Markus Trescher, Geschäftsführer der St. Dominikus Stiftung Speyer über die großartige Unterstützung.
Als Motiv haben sich die Aktiven für zwei kluge Eulen auf einem Ast entschieden, die die Beratertandems symbolisieren. Eine davon ist rot und eine gelb, analog der Füße im Logo von "Guter Start ins Kinderleben", da das neue Projekt aus diesem Programm weiter entwickelt wurde. Wichtig ist allen Beteiligten, dass dieses Angebot keine Konkurrenz zur Arbeit der niedergelassenen Kinderärzte darstellt und auch keine Form der Kontrolle für die Familien sein soll. Mit dem Programm wird vielmehr die Arbeit der Kinderärzte bei hilfebedürftigen Familien weiter unterstütz. Bei aufkommenden Fragestellungen während der Beratungen werden die Familien an die behandelnden Kinderärzte weitergeleitet, es kann aber auch sein, das die Mediziner selbst Familien gezielt in die neue Beratung schicken, wenn sie Hilfebedarf über das Medizinische hinaus feststellen.
Jeweils von 10 bis 11.30 sind jeden ersten Mittwoch im Monat im Eltern-Kind-Kompetenz-Zentrum (ElKiKo) in der Buchenstr. 2a in der Gartenstadt die Familien-Gesundheits-und Kinderkrankenpflegerin Ursula Krupp und die Sozialpädagogin Maria Beck, am zweiten Mittwoch im Monat im Pfarrheim Heilig Geist in der Georg-Herwegh-Str. 41 in Ludwigshafen-Süd Elisabeth Kesselring als Familien-Gesundheits-und Kinderkrankenpflegerin gemeinsam mit Sozialarbeiterin Lena Veigel und am 3. Mittwoch im Monat im Mehrgenerationenhaus (MGH) in der Falkenstr. 19 im Hemshof Jessica Kahnt, Familien-Gesundheits-und Kinderkrankenpflegerin, und Sozialpädagogin Katrin Appelt, vor Ort und geben Rat und Hilfe bei Fragen oder Problemen rund um Gesundheit und Erziehung von der Geburt bis zum dritten Lebensjahr, wie der Slogan, komm vorbei von Null bis Drei, verdeutlicht. Mögliche Probleme der Eltern können zum Beispiel sein: Schreikind, Probleme beim Essen, Gedeihstörung, finanzielle Schwierigkeiten, Hilfe bei Unterhaltsregelungen, etc.. Beim bereits stattgefundenen ersten Termin wurden konkret Fragen zum Impfen, Essen, Umgang mit dem Schreibaby und Unterhalt gestellt, berichten die anwesenden Tandems.
Die KIGGS-Studie (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland) zeigt erschreckend, dass die Chancen für ein gesundes Aufwachsen in Deutschland nicht gleich verteilt sind. Dies betrifft vor allem Kinder, die von Armut bedroht sind. Auch in Ludwigshafen wird dieses Defizit, verstärkt auch seit der gemeinsamen Arbeit im Programm "Guter Start ins Kinderleben", von den Akteuren wahrgenommen. Gerade bildungsferne Familien aus dem Armutsmilieu sowie Familien mit Migrationshintergrund ist der Zugang zum Gesundheitssystem in Deutschland erschwert, oft aus Unkenntnis über Angebote und Möglichkeiten. Hier setzt das neue Projekt GuKiLu mit dem Aufbau einer sozialraumbezogenen, niedrigschwelligen Gesundheits- und Lebensberatung in Ludwigshafen an. Aufgegriffen und Erweitert wird dabei das über viele Jahre bewährte Konzept der "Gesundheitsberatung" für Mütter und Eltern mit Säuglingen und Kleinkindern im Vorschulalter. Die Beratungen finden an Orten statt, die bereits als Treffpunkt für junge Eltern etabliert sind wie Pfarrheime, Mehrgenerationenhäuser oder Elterntreffs.
Ermöglicht wird der Start des Projektes durch das Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses, des Stadtjugendamtes Ludwigshafen und vor allem durch von der St. Dominikus Stiftung Speyer gewonnene großzügige Spender. Langfristig streben die Verantwortlichen eine Regelfinanzierung im Rahmen einer Mischfinanzierung von Bund, Land und Krankenkassen an, um das Projekt in ein dauerhaftes Angebot zu überführen.