Guter Start ins Kinderleben ein Erfolg

Bundesweit erste Studie Studie zu "Kosten und Nutzen Früher Hilfen" vorgestellt - Ludwigshafener Daten Basis

Präventiv einsetzende Frühe Hilfen, die von der Geburt bis zum dritten Lebensjahr eines Kindes geleistet werden, leisten wichtige präventive Arbeit. Die Folgekosten aus Hilfen zur Erziehung, Behandlung von Erkrankungen, aus Straffälligkeit und Arbeitslosigkeit oder geringere Schulabschlüsse können im Einzelfall mindestens 60 und unter pessimistischen Annahmen 159 Mal höher als die Kosten der Frühen Hilfen sein. Dies ist das wichtigste Ergebnis der bundesweit ersten Studie zu Kosten und Nutzen der Frühen Hilfen, die das Institut für Wirtschaftslehre des Haushalts und Verbraucherforschung der Justus-Liebig-Universität Gießen (finanziert vom Nationalen Zentrum Frühe Hilfen) nun vorgelegt hat. Datenbasis der Studie sind die Erkenntnisse aus dem Programm "Guter Start ins Kinderleben", das das St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus und das Stadtjugendamt Ludwigshafen seit 2006 durchführen. Ziel des Programms ist es Mütter und Familien früh zu unterstützen, indem ihnen bei starken und oder mehrfachen Belastungen eine Familienhebamme ab der Geburt unterstützend zur Seite steht.

Jugenddezernentin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg und der Geschäftsführer der St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH für das St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus, Marcus Wiechmann, stellten gemeinsam mit Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe von der Justus-Liebig-Universität Gießen das Ergebnis der Studie im Rahmen eines Pressegespräches am Mittwoch, 25. Mai 2011, vor. In einer Fachveranstaltung wurde die Studie außerdem Expertinnen und Experten der Jugendämter, des Gesundheitswesens und der Politik präsentiert. Damit liegen nun erstmals für die Bundesrepublik belastbare Zahlen vor.

Erster Ansprechpartner Geburtshilfe
Erster Ansprechpartner für die Familien ist das Team in der Geburtshilflichen Klinik im Perinatalzentrum des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses.

"Bei sieben Prozent der Geburten in unserem Perinatalzentrum im St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus erkennen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen besonderen Unterstützungsbedarf. Betroffen sind zum Beispiel Eltern mit einem kranken Kind oder sehr junge Mütter. Hier bieten wir bereits in der Klinik weitergehende Hilfen, gesteuert durch unsere Familienhebamme, an", erklärt Dr. med. Barbara Filsinger, Chefärztin der Geburtshilflichen Klinik im Perinatalzentrum des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses.

Die Betreuung geht aber über die Klinik hinaus: Bei regelmäßigen Besuchen durch die Familienhebamme wird die junge Familie in der Versorgung des Kindes unterstützt. "Bei manchen Familien fehlt es am Nötigsten. Es geht von den Handgriffen und der Kontaktaufnahme mit dem Kind beim Windeln über die Körperpflege bis zur Breizubereitung. Dabei aber auch um weit mehr - den Aufbau einer funktionierenden Eltern-Kind-Beziehung", sagt Wiechmann. Darüber hinaus wird geprüft welche Hilfen weiter notwendig sind.

Inzwischen ist in Ludwigshafen ein Netzwerk Frühe Hilfen entstanden, das funktioniert.

Partner Jugendhilfe
"Wie gut die Einschätzung von Hebammen, Ärzten und Krankenschwestern ist, die den vermehrten Unterstützungsbedarf im Rahmen der Geburt erkennen, zeigt die Zahl der Überleitungen in Jugendhilfe aus dem Programm "Guter Start ins Kinderleben": 40 Prozent der ursprünglich betreuten Familien.

Finanzierung sichern
"Wir haben in Ludwigshafen den langfristigen Nutzen dieser Hilfen erkannt, es wäre schön wenn auch andere diese Erkenntnis teilen könnten und zum Beispiel auch die Krankenkassen den entsprechenden Bedarf stärker berücksichtigen könnten", so Marcus Wiechmann, Geschäftsführer der St. Dominikus Krankenhaus und Jugendhilfe gGmbH, Träger des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus. "Die Aufgaben des Krankenhauses über die rein medizinische Versorgung hinaus wurden durch den Gesetzgeber neu definiert, das ist auch gut so. Allerdings sind diese Aufgaben finanziell noch nicht ausreichend gesichert. Eine landes- und sogar bundesweite Lösung für die Finanzierung ist notwendig", betont er. "Aktuell trägt das Krankenhaus 50 Prozent der Kosten – zirka 35.000 Euro im Jahr – für das Programm selbst, das kann aber nur eine Interimslösung sein. Und wir und unsere Mitarbeiter können so wichtige Aufgaben nicht auf Dauer ehrenamtlich leisten", bittet er um Verständnis.

Stadt will Frühe Hilfen stärken
Jugenddezernentin Prof. Dr. Cornelia Reifenberg will die Ergebnisse der Studie für die Arbeit der Jugendhilfe in Ludwigshafen nutzen. Sie kündigte n, dass die Stadt nun weitere Schritte gehen werde, die Frühen Hilfen zu verstärken.

Gemeinsam mit unterschiedlichen Partnern will die Beigeordnete in den nächsten Jahren ein kommunales Programm erarbeiten, das Kindern und ihren Familien beste Chancen von Anfang an bieten soll. Erste Schritte dazu wurden bereits eingeleitet.