Start Projekt Unterstützung pflegender Angehöriger mit Migrationshintergrund

Pressegespräch heute in der Mundenheimer Moschee

Die Pflege der Eltern im Alter stellt alle von uns vor große Herausforderungen. Gesundheit, Krankheit, Pflege und Unterstützungsbedarf sind Themen, die ganz persönliche, intime Lebensbereiche betreffen. Nur wer für seine Situation den Hilfsbedarf erkennen und zulassen kann, ist in der Lage, sich Hilfe zu suchen. Betrachtet man den Anteil der Bürger mit Migrationshintergrund in der Altersgruppe 60 bis 80 Jahre in Ludwigshafen, so ist erkennbar, dass in den kommenden Jahren eine deutliche Steigerung an Aufklärung, Anleitung und Unterstützung im Themenbereich Prävention und Pflege von älteren Menschen erforderlich sein wird. Denn während im Allgemeinen die Thematik sowie die Informations- und Unterstützungsmöglichkeiten angenommen werden, ist in der Bevölkerungsgruppe mit Migrationshintergrund diese Problematik häufig nur in der Familie präsent und Lösungen werden auch nur innerhalb dieses Kreises gesucht. Für zusätzliche Belastung sorgen familiäre und traditionelle Ansprüche an die jüngeren Angehörigen und deren Lebenswirklichkeit in Deutschland.

Vor diesem Hintergrund haben in Ludwigshafen Verantwortliche von ELELE Hand-in Hand e.V., der Stadtverwaltung Ludwigshafen, des Pflegestützpunkt Ludwigshafen-Nord, des Migrations-BEKO, des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus Ludwigshafen, des Vfib e.V. Mundenheimer Moschee, der DITIB Moscheen Mevlana und Kocatepe Ludwigshafen und der Ökumenischen Sozialstation Ludwigshafen eine niederschwellige Informationsreihe für pflegende Angehörige und Familienmitglieder entwickelt, die ab der zweiten Novemberhälfte zweisprachig in mehreren Ludwigshafener Moscheen starten wird. Themen sind unter anderem "Pflege zu Hause - Tipps und praktische Übungen für Mobilisation und Transfer", "Diabetes mellitus II - was ist zu beachten, wie kann ich den Alltag gestalten", "Demenz - Verstehen und Begleiten der Angehörigen oder "Sozialberatung - Pflegeleistung, Anspruch, Kriterien, Ansprechpartner".

"2012 lebten in Ludwigshafen rund 42.000 Menschen im Alter über 60 Jahren. Neun Prozent der über 75-Jährigen sind Ausländer oder haben eine doppelte Staatsbürgerschaft, bei den 60 bis 70-Jährigen sind es schon 19 Prozent. Dazu kommen noch Migrantinnen und Migranten mit einem deutschen Pass. Die Zahlen sind also steigend. Daher rückt auch die Pflege dieser Menschen stärker in den Vordergrund. Unser neues Projekt ist ein Best-Practice-Beispiel für die interkulturelle Öffnung in der Pflege. Dadurch sollten sprachliche und kulturspezifische Zugangsbarrieren abgebaut werden", schildert Hannele Jalonen, Integrationsbeauftragte der Stadt Ludwigshafen. Die Finnin lebt seit 1981 in Deutschland.

"Die Betroffenen der ersten Generation haben sich oft nicht auf ein Verbleiben in unserem Land eingerichtet, sondern sich vielmehr auf eine Rückkehr im Alter in ihr Heimatland vorbereitet. Die Lebenswirklichkeit und Integration der zweiten und dritten Generation führt zu einer Änderung der Lebensplanung bei den Älteren. Sie bleiben in Deutschland, denn in der alten Heimat ist niemand mehr aus der Familie. Eine entsprechende Vorbereitung oder ein Netzwerk fehlen aber. In Folge prallen Kulturen, Religionen und Emotionen in einem vorher nicht erwarteten Spannungsfeld aufeinander", hat Levent Ekici, Verein " ELELE - Hand in Hand", unter anderem bei seiner täglichen Arbeit beobachtet. Er kennt diesen Zwiespalt auch aus dem eigenen Erleben. Auch Imam Sadettin Pınarbaş vom Vfib der Mundenheimer Moschee erfährt die Problematik bei seiner Arbeit. Er und seine Kollegen der anderen Ludwigshafener Moscheen begrüßen die Initiative sehr und sind wichtige Multiplikatoren und Gastgeber der jetzt startenden Informationsreihe für pflegende Angehörige und Familienmitglieder, damit auch wirklich die Menschen erreicht werden, die direkt betroffen sind. "In Ludwigshafen hat sich im Rahmen dieses Projektes ein engagiertes Gremium gebildet. Da Betroffene durch ihre Ärzte medizinisch aufgeklärt und informiert sind, liegt unser Schwerpunkt bei der Umsetzung im Alltag. Deshalb wählen wir Referenten aus den Bereichen Krankenpflege und Sozialarbeit. Es ist uns wichtig, dass das Leben mit Krankheit und Pflegebedürftigkeit gelingt. Möglichkeiten zum Einsatz von Hilfsmitteln, Umsetzung von Behandlungsmaßnahmen und praktische Tipps werden besprochen und Übungen durchgeführt", beschreibt Rita Schwahn, Pflegemanagement des St. Marien- und St. Annastiftskrankenhauses.

Um die größte Gruppe in Ludwigshafen zu erreichen, werden im ersten Schritt Menschen mit türkischem Migrationshintergrund angesprochen und mit praxisbezogenen Informationen und Schulungen in ihrer bekannten Umgebung versorgt. Dies geschieht in Kooperation mit den Moscheen und Vereinen. Die Veranstaltungen finden zweisprachig statt. Finanziell unterstützt wird das Projekt unter anderem durch Kostenübernahme der Referenten aus der Praxis durch die BASF SE. "Der demographische Wandel ist eine gesellschaftliche Herausforderung, die uns alle angeht - Familien, Vereine, Kommunen, Unternehmen. Dem wollen wir mit den sozialen Projekten, die die BASF unterstützt, Rechnung tragen und zu besseren Voraussetzungen für eine gute Lebenswelt im Alter in unserer Nachbarschaft beitragen. Und vor allem möchten wir die Menschen und Initiativen unterstützen, die sich der Herausforderung mit viel Engagement und guten Ideen stellen", sagt Karin Heyl, Leiterin Gesellschaftliches Engagement & Work-Life-Management, BASF SE.

Die Reihe startet am 14. November, 13.30 Uhr - nach dem Freitagsgebet an dem über 200 Menschen teilnehmen - in der Vfib e.V. Mundenheimer Moschee (Landeckstraße 1) und am 19. November, 11 Uhr, in der Kocatepe Moschee Oggersheim (Wormserstraße). Weitere Termine in der Mevlana Moschee in der Industriestraße und Alemi IGMG Moschee sind für das kommende Jahr in Vorbereitung.

Termine Kocatepe Moschee Oggersheim, Wormserstraße

  • 19.11.2014, 11 Uhr
    evde bakım´a el atmak
    Pflege zu Hause - Tipps und praktische Übungen für Mobilisation und Transfer
  • 17.12.2014, 11 Uhr
    Seker hastası
    Diabetes Mellitus II - was ist zu beachten, wie kann ich den Alltag gestalten
  • 14.01.2015, 11 Uhr
    Bunama (Demenz) evde yardım
    Demenz - Verstehen und Begleiten der Angehörigen
  • 11.02.2015, 11 Uhr
    sozial halklarda yardım
    Sozialberatung - Pflegeleistung, Anspruch, Kriterien, Ansprechpartner

Termine Vfib e.V. Mundenheimer Moschee, Landeckstraße 1

  • 14.11.2014, 13.30 Uhr
    evde bakım´a el atmak
    Pflege zu Hause - Tipps und praktische Übungen für Mobilisation und Transfer
  • 12.12.2014, 13.30 Uhr
    Seker hastası
    Diabetes Mellitus II - was ist zu beachten, wie kann ich den Alltag gestalten
  • 09.01.2015, 13.30 Uhr
    Bunama (Demenz) evde yardım
    Demenz - Verstehen und Begleiten der Angehörigen
  • 06.02.2015, 13.30 Uhr
    sozial halklarda yardım
    Sozialberatung - Pflegeleistung, Anspruch, Kriterien, Ansprechpartner

In Vorbereitung

  • Termine Mevlana Moschee, Industriestraße
  • Termine Alemi IGMG Moschee

Viele Projektpartner haben an der Verwirklichung mitgewirkt